
In Sachen Aktienkultur: Bericht von der Hauptversammlung
Wie angekündigt, hier der Artikel über die Hauptversammlung der Dr. Hönle AG. Diese fand am Dienstag, 28. März 2017 im Konferenzzentrum München der Hanns-Seidel-Stiftung statt. Um 9.00 Uhr wurden die Tore des Veranstaltungsortes geöffnet.
A Einlasskontrolle
Mit Eintritt ins Gebäude wird am Empfang die Eintrittskarte gegen eine Stimmkarte getauscht, die später für die Prozedur zur Abstimmung benötigt wird. Die Stimmkarte besteht aus Stimmabschnitten mit Barcodes, die die Auszählung der Stimmen vereinfachen.
B Unterlagen & Snack
Nach Passieren des Empfangs kommt man in ein Foyer, in dem die von Rechts wegen einsehbaren Unterlagen ausliegen. Diese sind in den Dokumenten „Geschäftsbericht“ und „Einladung zur Hauptversammlung“ enthalten. Außerdem gibt es noch die Mitteilung über das 1. Quartal des laufenden Geschäftsjahres und eine Imagebroschüre sowie die aktuelle Ausgabe der Süddeutschen Zeitung. Wer früh genug da ist, kann diese noch bei Kaffee und Brezeln an den aufgestellten Stehtischen lesen. Nach und nach füllt sich das Foyer und geschätzt sind schließlich etwa 200 Leute da.
C Begrüßung & Formalien
Um 10 Uhr gongt es dann, was den Beginn der Versammlung im sich an das Foyer anschließenden Saal ankündigt. Der Saal ist bestuhlt und fasst 330 Leute. Hinten ist neben der Veranstaltungstechnik ein Infotisch, an dem auch Wortmeldungen angemeldet werden müssen. Vorne ist ein Rednerpult und ein Podium auf dem der Notar, die Aufsichtsräte Dr. Gimple, Henrich und Prof. Hönle, sowie die Vorstände Haimerl und Runge hinter ihren Namensschildern Platz genommen haben.
Gemäß Satzung der Dr. Hönle AG übernimmt der Vorsitzende des Aufsichtsrats, das ist Prof. Hönle, die Leitung der Versammlung. In diesem Zuge begrüßt er alle und stellt seine Kollegen auf dem Podium vor. Im Anschluss klärt er noch einige Formalien, z. B. die Feststellung, dass die Hauptversammlung ordnungsgemäß einberufen ist, und wie sich beim Verlassen des Präsenzbereichs zu verhalten ist (dieser umfasst den Veranstaltungssaal, das Foyer und die Toiletten. Der Ton der Hauptversammlung wird witzigerweise im gesamten Präsenzbereich übertragen).
D Tagesordnungspunkt 1 und Bericht zur Lage des Unternehmens
Um ca. 10.30 Uhr folgt Tagesordnungspunkt (TOP) 1, die Vorlage des Geschäftsberichts. Dazu berichtet Prof. Hönle als Aufsichtsratsvorsitzender auch über die Tätigkeit des Aufsichtsrats. Zu diesem Tagesordnungspunkt muss kein Beschluss gefasst werden und für den Bericht über das abgelaufene Geschäftsjahr übergibt er das Wort an den Vorstand.
Die Herren des Vorstands arbeiten dann folgende Agenda ab:
Ergebnisse im Geschäftsjahr 2015/2016 und Entwicklungspotenziale
Geschäftsentwicklung 2015/2016
Erstes Quartal 2016/2017
Ausblick
Aktie
Der Vorstand Heiko Runge sieht Hönle operativ auf Kurs, wenn auch die Ziele für das abgelaufene Geschäftsjahr nicht wie geplant erreicht wurden. Er geht auf die Lage in den Segmenten ein und sieht die Hönle Group grundsätzlich für die Zukunft gut aufgestellt.
Der andere Vorstand, Norbert Haimerl, geht sehr detailliert auf die einzelnen Finanzkennzahlen ein, auch für das 1. Quartal des laufenden Geschäftsjahres. Dabei wird auch deutlich, warum die Ziele verfehlt wurden, was in Einmaleffekten z. B. durch einen Messeauftritt, den Turnaround des Segments Strahler & Quarzglas und die Verlagerung einer Betriebsstätte begründet liegt. Da diese Effekte jetzt überwunden sind, fällt der die nächsten drei Jahre umfassende Ausblick entsprechend optimistisch aus. Darauf folgt noch eine Betrachtung der Entwicklung des Aktienkurses, die sehr positiv war und eine kurze Analyse der Eigentümerstruktur. Dann wird zur Tagesordnung übergegangen und somit das Wort wieder an den Versammlungsleiter übergeben.
E Generaldebatte
Prof. Hönle leitet etwa gegen 11.30 Uhr den Redeteil der Tagesordnung ein, bei dem die Aktionäre zu Wort kommen, Fragen gestellt werden und Gegenanträge vorgebracht werden. Es gibt insgesamt sechs Wortmeldungen.
Den Anfang macht Andreas Breijs von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, der die Arbeit des Unternehmens positiv bewertet und einige Fragen stellt.
Es folgt Johannes Weber von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, der sich auch zufrieden zeigt, doch etwas kritischer nachfragt.
Darauf fragt ein Privataktionär nach Details zu den Pensionsrückstellungen (die sind von 4,5 auf 6,4 Mio. EUR gestiegen, da kann man schon mal nachfragen), die Zusammenarbeit mit Hochschulen und den Grund für die hohen Kosten des Messeauftritts (das waren 0,3 Mio. EUR).
Ein weiterer Privataktionär hat einen komödiantisch anmutenden Auftritt, bei dem er auch Gegenanträge zur vorgeschlagenen Dividende (TOP 2, er schlägt vor eine teure und illiquide Aktie zu kaufen und unter den Aktionären zu verlosen) und zur Entlastung des Aufsichtsrats (TOP 4, keine Entlastung erteilen) stellt.
Ein ehemaliger Aufsichtsrat und Eigentümer von 6,6% der Aktien nutzt die Gelegenheit für einen politischen Aufruf zu stabilen Rahmenbedingungen für die Wirtschaft. Dabei erwähnt er auch, dass er an die Zukunft der Dr. Hönle AG glaubt und seinen acht Enkeln daher Aktien geschenkt hat. So trägt er auf jeden Fall auch zur Aktienkultur bei, indem er gleich die übernächste Generation Aktionäre vorbereitet.
Als sechster sprach dann wieder ein Privataktionär, der den Vorstand richtig grillte, so wie man sich aktive Mitgestaltung vorstellt: Er stellt die Wachstumsaussichten des Unternehmens in Frage und hat zu jedem Segment gezielte Fragen nach Marktgröße, -entwicklung, Wettbewerbsvorteil, -position und Abhängigkeit der Umsätze von einzelnen Kundenbranchen.
F Mittagspause
Um 12.00 Uhr ist dann eine 45 minütige Pause, die dem Vorstand und dessen Mitarbeitern die Chance gibt, Antworten auf die zuvor gestellten Fragen zusammen zu stellen. Dazu hat das Unternehmen extra ein Back Office am Veranstaltungsort eingerichtet. In der Zwischenzeit kann sich mit Wiener Würstchen und Brezeln sowie Getränken gestärkt werden.
G Beantwortung der Fragen
Um 12.45 Uhr geht es dann weiter mit der Beantwortung der Fragen. Dazu übergibt Prof. Hönle das Wort wieder dem Vorstand. Dieser geht auf alle Fragen ein, so dass alle zufrieden sind, und nichts mehr offen bleibt.
H Abstimmung über die TOP 2 bis 6
So kann um ca. 13.30 Uhr zur Abstimmung übergegangen werden. Der Versammlungsleiter erklärt das Wahlverfahren. Es wird das Subtraktionsverfahren angewendet. Das bedeutet, es werden nur die Stimmen für nein und Enthaltung gezählt, und anschließend von der Zahl der anwesenden zur Abstimmung berechtigten Stimmen (es sind 2.239.618 von 5.512.930 Stimmen oder 40,62% vertreten) abgezogen, so dass sich die Ja-Stimmen daraus ergeben. Die Abstimmung über alle Tagesordnungspunkte erfolgt gleichzeitig. Dazu werden die entsprechenden Abschnitte der Stimmkarten mit den Barcodes in dafür vorgesehenen Behältern eingesammelt. Über die Gegenanträge wird nur abgestimmt, wenn der jeweilige Vorschlag der Verwaltung abgelehnt wird. Die Auszählung erfolgt maschinell unter Aufsicht des Notars.
I Abstimmungsergebnisse & Ende der Veranstaltung
Um 13.50 Uhr wird mit der Verkündung der Abstimmungsergebnisse, alle Beschlussvorschläge sind mit mehr als 90% angenommen, die Hauptversammlung offiziell geschlossen.
Fazit
Die Hauptversammlung der Dr. Hönle AG war eine gelungene Veranstaltung und ein Musterbeispiel für die Ausübung von Aktionärsrechten. Sie hat gezeigt, wer sein Geld in Aktien anlegt, und die operative Entwicklung seines Investments im Auge behalten will, hat als Anteilseigner am Unternehmen, auch wenn er nur wenige Anteile besitzt, auf der Hauptversammlung die Möglichkeit dazu. Der Vorstand steht Rede und Antwort, und über die Ausübung der Stimmrechte kann der weitere Weg des Unternehmens mitbestimmt werden.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Dr. Hönle AG für die Einladung zur Hauptversammlung, die es mir ermöglicht hat, an der Veranstaltung als Gast teilzunehmen, obwohl ich kein Aktionär des Unternehmens bin.